Distel biß am bloßen Beine

Sitzen im gepflegten Schatten.
Luft kommt lau wie Milch gestrichen.
Kreis hat zauberisch sich gezogen,
Und die Hitze ist gewichen.
Sicheln, die wie Nattern zischten,
Klirrten am erschrockne Steine.
Grüne Glut drang aus der Wiese.
Distel biß am bloßen Beine.
Durch die Feuer der Kamille
Flohen wir auf blanker Sohle
Heuumwirbelt, in die Kühle
Von Lavendel und Viole.
Stille summt im Käferflügel.
Ruhn, vom Ahorn schwarz umgittert.
Auge schmerzt vom Staub der Kräuter,
Der im lauten Lichte zittert.
Und wir schneiden Brot und Käse.
Weißer Wein läuft uns am Kinne.
Des gelösten Geists der Pflaume,
Werden wir im Fleische inne.
Hände wandern überm Korbe.
Fester Mund, er ward verheißen.
Weiche Glieder, braun geschaffen,
Im bewegten Laube fließen.
(Karl Krolow: Mahlzeit unter Bäumen)
coccinella4567 - 6. Mär, 12:28