Freitag, 6. März 2009

Distel biß am bloßen Beine

taormina068

Sitzen im gepflegten Schatten.
Luft kommt lau wie Milch gestrichen.
Kreis hat zauberisch sich gezogen,
Und die Hitze ist gewichen.

Sicheln, die wie Nattern zischten,
Klirrten am erschrockne Steine.
Grüne Glut drang aus der Wiese.
Distel biß am bloßen Beine.

Durch die Feuer der Kamille
Flohen wir auf blanker Sohle
Heuumwirbelt, in die Kühle
Von Lavendel und Viole.

Stille summt im Käferflügel.
Ruhn, vom Ahorn schwarz umgittert.
Auge schmerzt vom Staub der Kräuter,
Der im lauten Lichte zittert.

Und wir schneiden Brot und Käse.
Weißer Wein läuft uns am Kinne.
Des gelösten Geists der Pflaume,
Werden wir im Fleische inne.

Hände wandern überm Korbe.
Fester Mund, er ward verheißen.
Weiche Glieder, braun geschaffen,
Im bewegten Laube fließen.

(Karl Krolow: Mahlzeit unter Bäumen)

Der sich selbst erschaffende Gott

Ja,
ich war es,
der meinen Penis ergriff,
Saatwasser hervorlockte,
dieses durch meine Faust in mich selbst
hineinleitete.
Ich wickelte mich selbst um meinen Penis,
ich half mit meinen Schatten zu vögeln,
ich fächelte mir Kühlung zu unter einer Wolke.
Ich regnete fruchtbares Wasser,
es trieb wie Gerste aus der Erde
in meinen eigenen Mund.
Daraus ersproß der Windmann Schu.
Ich gebar das Regenmädchen Sefnut.

(Pyramid-Text 1248)

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